Bleigießen
Leben gegossen in Blei
zerklüftet verwirrend bizarr
keine Schiene in Stahl
plangeschmiedet und starr
jede Kreuzung ein Schmelztiegel
neu gegossener Zukunft dabei
es ist und bleibt ein Abenteuer
ohne Blick zurück in den Spiegel
mit dir allein am Steuer
Flaschenpost
Asche wie grauer Sand
rieselt aus meiner Hand
von wem sie stammt ist unbekannt
nicht einmal ihr Herkunftsland
weiß nicht warum grad ich sie fand
in der Flasche hier am Strand
so habe ich vermutet
sie wurde angeflutet
und hat verflucht
mich ausgesucht
einen letzten Willen
ihr zu erfüllen
Szenarien in Gedankenspielen
lassen schwarze Wolken fühlen
in jeder Nacht in jedem Traum
erscheint ein andrer Lebensbaum
im Wind raschelnd seine Blätter rieseln
wie nasskalte Regenworte niedernieseln
gefallen gestoßen
bettelnd um Almosen
gezündelt verbrannt
ins Elend verbannt
gekentert ersoffen
nichts mehr zu hoffen
so verschieden auch die Szenen sind
ins Unglück treibt jedesmal ein Kind
ob es jetzt Erlösung fand
hier am Strand im Sehnsuchtsland
hoffe ihr könnt mich verstehen
die Asche wird landeinwärts wehen
Poesie der Nacht
will Kräfte tanken
mach die Augen zu
die Reime der Gedanken
lassen mir keine Ruh
meine grauen Zellen
haben an vielen Stellen
jetzt freie Reserven
mich und andre zu nerven
frag mich warum das und nichts nützliches geht
sag ich weil beim Dichten keine Luftnot entsteht
In meinen Träumen
in meinen Träumen geht es rund
in meinen Träumen bin ich gesund
kann lieben, lachen, Berge steigen
kann mich jung, fit und dynamisch zeigen
der Krankheit doch ein Schnippchen schlagen
muss nicht mehr über Luftnot klagen
in meinen Träumen geht es rund
in meinen Träumen bin ich gesund
weckt mich die Sonne noch so heiter
ich schließ die Augen, träume weiter
Poesie der Nacht II
Verse geschrieben
in trunkener Nacht
im Rausch der Worte geschwommen
Zeilen lektoriert
am nüchternen Tag
ihnen die Gefühle genommen
Mein zweites Leben
einsam und allein stand ich davor
und klopfte jüngst ans Himmelstor
dahinter haben sie gestritten
nein er hat noch nicht genug gelitten
plötzlich kommt ein alter Mann
Augen trüb und weiß das Haar
winkt er mich zu sich heran
spricht die Stimme deutlich klar
lass uns ein Stück des Weges gehen
sicher gibt es da Beschwerlichkeiten
doch willst du noch einmal im Leben stehen
dann musst du sie erleiden
ich finde keine Ruh
lauf dem Alten hinterher
Türen fallen wieder zu
ein Zurück gibts jetzt nicht mehr
Der Kapitän
in den Fluten versinken
Luftnot ertrinken
hab das Schiff schon lang gesteuert
dann falsche Leute angeheuert
konnten keine Segel setzen
hingen bald nur noch in Fetzen
hab stets alles gut gemacht
nur einmal nicht nachgedacht
folglich musste es geschehn
niemand wird uns wiedersehn
in den Fluten versunken
Luftnot ertrunken
Fremder Soldat
lass mir meinen Krieg
ob Niederlage ob Sieg
um Wasser, Öl, Religion
du bist nicht mein Sohn
bist ein fremder Soldat
in meinem Staat
ob aus Osten oder Westen
deine Waffen sie zerfetzen
dir fremdes Land
habe deins nie gekannt
drum bleib in deinem Reich
weit über dem Teich
Hass und Zorn wären längst verraucht
hätten nie deine Hilfe gebraucht
der Bürgerkrieg
bringt Leid nicht Sieg
Der Heimkehrer
nun bist du endlich heimgekehrt
und dein Leib ist unversehrt
ein Schnaps rinnt jetzt durch deine Kehle
lindert den Schmerz in deiner Seele
kannst ihn nicht vergessen nicht vertreiben
niemand weiß wie lang die Schmerzen bleiben
fragst wie konnt es so weit kommen
die Erinnerungen sind verschwommen
nach harten Worten sollten Taten her
so spricht permanent das Militär
während man zu Haus im Frieden lebte
im Bombenhagel dort die Erde bebte
warst nicht beliebt nicht anerkannt
ein fremder Soldat im fremden Land
so wird es immer wieder sein
wenn wir nicht endlich mal verzeih´n
Der Pilot
niemand hat das Leid gespürt
das zu meinem Freitod führt
alle konnt ich täuschen
von mir versteckter Pein
doch für mich selbst
konnt‘s nur Enttäuschung sein
mein Schmerz wuchert
tief in mir zum Beben
daher musst es sein
dass so viel Leben
auf Felsen zerschellt
am Ende der Welt
Zweifel
von Zweifeln geplagt
dein Credo zernagt
hast du nie gewagt
anders zu denken
das Zahnrad der Zeit
es bringt dich nicht weit
bist du nicht bereit
Vertrauen zu schenken
Albtraum
sehe im Traum
den Lebensbaum
kraxle steige
Äste Zweige
höher weiter
ohne Leiter
und falle tief
während ich schlief
verfolgen mich
das spüre ich
zäh hast ich weg
komm nicht vom Fleck
ein Schuss ein Schmerz
strömt himmelwärts
und falle tief
während ich schlief
die nächste Pein
Messer dringt ein
in die Wunde
Blut im Munde
schießt hoch hervor
schwebe empor
und falle tief
während ich schlief
bin wieder Kind
im Labyrinth
Treppen Tritte
Gänge Schritte
doch plötzlich da
der Ausgang nah
und falle tief
während ich schlief
schweißnass die Nacht
ich bin erwacht
Corona
da gibt es Leute die denken quer
haben dich bespuckt du leidest sehr
jetzt und in allen Ewigkeiten
soll man diese Schranke nicht überschreiten
die alles schützt worauf wir uns verlassen
Recht und Moral muss sie umfassen
die Freiheit der anderen bedenken
heißt auch eigne Freiheit einzuschränken
schlecht ist es wenn man verdrängt
wie alles doch zusammen hängt
und nur noch auf den Guru hört
der auf seinen Stein der Weisen schwört
da gab es Leute die dachten quer
hatten dich bespuckt du lebst nicht mehr
Lebenszeit
unser Wandeln in der Zeit
es kennt nur eine Richtung
so sei am Ziele stets bereit
für die nächste Wanderung
denn nirgends kann man bleiben
Ende und Anfang vertreiben
wünsch dir kein Ziel mit Schnelligkeit
der Weg dahin ist Lebenszeit
wenn auch Unwetter dich verfolgen
läufst nur noch unter dunklen Wolken
heb den Kopf rieche den Duft
der Regen bringt die reinste Luft
schau dich um was liegt versteckt
schon hast du Zeit für dich entdeckt
wenn man es wirklich will
steht sie gefühlt auch still